Historischer Teil - ENTWICKLUNGSHELFER IM SCHLOSS

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Durch den Auszug der Fürstenfamilie war es auch mit dem repräsentativen Fürstensitz aus. Die Räumlichkeiten wurden intakt, aber schmucklos wiederhergestellt. Vermutlich um die entstandenen Kosten wieder zu erwirtschaften und einen auf die Dauer das Gebäude ruinierenden Leerstand zu vermeiden, wurde das Haus von der fürstlichen Verwaltung an verschiedene Firmen und Institutionen vermietet. Die im Krieg ausgebombte Geschäftsleitung der Firma Degussa zog vorübergehend in das Schloss ein. Zum Kriegsende beschlagnahmte und bewachte die amerikanische Armee das Schloss neben anderen privaten Häusern in der Stadt. Den Deutschen wurde der Zutritt versagt. Ab Mai 1946 wurde das Haus dann von einem Altersheim der Stadt Frankfurt genutzt. Von Mai 1958 bis August 1964 richtete das Hessische Landesdurchgangs- und Auswandererlager ein Nebenlager für Ostflüchtlinge zur Eingliederung in Deutschland oder zur Vermittlung in andere Länder ein. Von Mai 1960 bis Sommer 1963 befand sich hier auch die Hessische Zentrale Förderschule für jugendliche Spätaussiedler zwischen 15 und 25 Jahren, die in Mehrbettzimmern getrennt von ihren ebenfalls im Schloss wohnenden Eltern untergebracht waren. Der Deutsche Entwicklungsdienst eröffnete 1967 seine Schule für Entwicklungshelfer im Schloss. Eine der seltenen Luftaufnahmen (oben) aus dieser Zeit zeigt das wiederaufgebaute Schloss in ganzer Größe.
Für die Stadt Wächtersbach war mit dem Einzug des DED nicht nur ein gewisses Renommee verbunden, sondern die Altstadt mit ihren Läden und der Gastronomie erfuhr durch die Schüler, die ihre Freizeit ja auch hier verbrachten, eine deutlich sichtbare Belebung und Umsatzsteigerung. Finanziell profitierte vor allen Dingen das fürstliche Haus von dem Mietvertrag mit dem DED, der zunächst die Renovierungskosten von rund 25.000 Euro übernahm, da die Räume durch die verschiedenen Mieter im Laufe der Jahre stark verwohnt waren. Es wurden nach den Vorstellungen der Behörde neben den Sanierungs- auch Umbaumaßnahmen vorgenommen. Insbesondere die sanitären Anlagen mussten der erwarteten Schülerzahl gemäß angepasst werden. Als monatliche Miete wurden zunächst 5.500 Deutsche Mark vereinbart. Die ersten 180 Schüler mussten noch privat untergebracht werden. Der zweite Mietvertrag beinhaltete zusätzlich die internatsmäßige Unterbringung der Schüler. Dafür mussten weitere Umbauten im Schloss vorgenommen werden.